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WONNE INMITTEN DER NACHT (Code 172) - Tu Si Zi

Wonne inmitten der Nachtweitere InformationenEin junger Mann wurde einmal von einem Bauer angeworben, um seine vielköpfige Kaninchenherde zu betreuen. Der Bauer war jedoch ein Tüftler und zugleich kannte er kein Erbarmen und daher warnte er den erschreckten Jungen, dass sein Lohn für jedes verendete Kaninchen um ein Viertel gekürzt würde. Das beunruhigte den neu eingestellten Jungen nicht.

Wie es in der Welt aber zugeht, eines Tages ließ der Junge aus Versehen einen großen Bambusstock auf den Kaninchenrücken fallen, und verletzte die Wirbelsäule des Tieres schwer. Das arme Kaninchen blieb auf dem Boden liegen und konnte die Pfötchen nicht bewegen. Der bis jetzt tadellose Hirte befürchtete, dass sein strenger Arbeitgeber das sterbende Herdenmitglied finden könnte und hob deshalb den langsam erkaltenden Körper vom Boden auf und versteckte ihn in einem Sojagebüsch.

Der immer sehr genaue Bauer stellte selbstverständlich beim regelmäßigen Zählen am Abend fest, dass ein Tier aus seiner lieben Zucht fehlte. Er begann daher zu wettern und zu schimpfen, und dem vor Scham vergehenden Jungen blieb nichts anderes übrig, als das sterbende Kaninchen zu holen. Wie groß war jedoch seine Überraschung, als er das Tierchen fröhlich hoppelnd auf dem Feld wiederfand. Mit Freude hatte er diesem fröhlichen und vitalen Kaninchentollen zugeschaut, bevor er das Tier an den Ohren hochnahm und zur Übernachtungsstelle brachte.
Diese zauberhafte Genesung ließ den Jungen jedoch nicht schlafen. Am nächsten Tag quetschte er deshalb den Rücken eines anderen Mitglieds der Kaninchenfamilie und ließ es sich dann in diesem Sojagebüsch erholen. In Kürze gab es keine Spur von der Rückenverletzung mehr.
„Wie kann das sein?“ fragte er später seinen Vater, der seit vielen Jahren nicht aus dem Bett aufstehen konnte, da er an unerträgliche Rückenschmerzen litt.
„Der Schlüssel zu diesem Rätsel könnten wohl diese Sojagebüsche sein, wo die verletzten Kaninchen sich erholen“, überlegte der lebenserfahrene und vom Leben schwer geprüfte Mann.

Am nächsten Tag verletzte der junge Experimentator nach einer reiflichen Überlegung die Wirbelsäule eines anderen Kaninchens und legte das Tier wie gewohnt ins Sojagebüsch. Diesmal beobachtete er jedoch sorgfältig, wovon sich das zwangsweise behandelte Tierchen eigentlich ernährte. Überraschend stellte er fest, dass der Patient kein Sojablättchen und keine Sojabohne berührte, er genoss hingegen die Samen eines parasitischen Krauts, das an den Sojapflanzen wuchs. Es verging kein Tag, und das eben noch todkranke Kaninchen war gesund wie ein Fisch im Wasser.

Der Junge zögerte keine Sekunde mehr, er sammelte möglichst viele Samen dieses Heilparasiten, kochte sie und ließ seinen Vater den Extrakt trinken. Noch bevor ein verärgerter Bauer „Kruzitürken“ rufen könnte, verschwand der langjährige unerträgliche Rückenschmerz seines Vaters restlos. Seit dieser Zeit wurde dieses wirksamste aller Heilkräuter „Kaninchensamen“ genannt, nach Einnahme dieses Heilkrauts hat man mit Sicherheit vom Steißbein bis zum Ellbogen keine Schmerzen.

 


 

Aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin verstärkt Tu Si Zi (Semen Cuscutae Chinensis) Nieren und ihre Essenz, ernährt Yin der Nieren, stärkt die Leber, verbessert das Sehvermögen, stärkt die Milz, stoppt den Durchfall und beugt einer drohenden Fehlgeburt vor.

Dieses Kraut ist Bestandteil von Kräutermischungen wie Wonne inmitten der Nacht (Code 172), Vernichtung des Elefantenknochens (Code 206), Stilllegung des Gelben Flusses (Code 111) oder Wasserfall aus der blauen Lagune (Code 108).

In der modernen Medizin wird es bei Hüftschmerzen, Impotenz, vorzeitiger Ejakulation, Durchfällen, sich verschlechterndem Sehvermögen, unruhiger Frucht oder drohender Fehlgeburt genutzt.

Nähere Informationen über die traditionelle chinesische Medizin entnehmen Sie den Büchern Auf der Welle der chinesischen Medizin (2002) und Von der Quelle der chinesischen Medizin (2007).

MUDr. Petr Hoffmann