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YIN und YANG

Die Begriffe YIN und YANG sind wahrscheinlich die wichtigsten Aspekte der TCM-Theorie. Man kann sagen, dass die gesamte chinesische Medizin, ihre Physiologie, Pathologie, Diagnostik und Behandlung bis auf das YIN und YANG reduziert werden kann. Diese Theorie kann einerseits sehr einfach und andererseits sehr kompliziert sein (das sage ich nicht nur aus dem Grund, weil wir auch weiterhin dem dualistischen Prinzip vom YIN und YANG treu bleiben wollen...). YIN und YANG wird meistens als eine Art Monade dargestellt. Dieses Symbol (aus dem griechischen syn-ballein) drückt das Vorhandensein zweier Dimensionen aus, die nach ihrer Verbindung eine Einheit bilden. Ursprünglich bedeutete dieser Begriff die Zusammenfügung vom gebrochenen Ring, geteilter Münze oder zerbrochenen Teller. Beide Teile müssten allerdings ineinander greifen, um das Symbolzeichen darstellen zu können. Das Symbol YIN und YANG ist der Träger des geistigen Inhaltes. Menschen, Tiere, Sachen sind voller Symbole - unausgesprochener Nachrichten und Parabel... Sie enthalten wortlose Botschaften, die entziffert gehören. Im Symbol YIN und YANG erscheint das Unsichtbare im Sichtbaren und das Sichtbare wird zum Zeichen des Unsichtbaren... Eigentlich geht es nur um eins: die symbolisch stille Realität zu sehen und das erkennen, was nicht laut gesagt wird sowie lernen, zwischen den Zeilen zu lesen.

Kurz gesagt: YIN und YANG ist die Kehrseite und die Vorderseite einer Münze.
Man kann also nicht behaupten, dass etwas absolut YIN oder absolut YANG ist, denn jedes YANG enthält auch Keime des YIN und umgekehrt. YANG wird in YIN umgewandelt und verbraucht gleichzeitig das YIN und umgekehrt... Auch wenn YIN und YANG in einer Opposition zueinander stehen, bilden sie eine Einheit und ergänzen sich gegenseitig (nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an...). Man kann über YIN oder YANG nie getrennt reden, nichts existiert alleine nur weil es das gibt, Vergleiche bedürfen immer eines Zusammenhangs, z. B. das Holz ist im Vergleich zum Sand hart (YANG), aber im Vergleich zum Metall weich (YIN) usw. Und so könnte man mit der Kategorisierung fortfahren. Nie ist jedoch etwas exakt YIN oder YANG oder 50/50. Wäre YIN und YANG nicht im Gleichgewicht, wäre ein Organismus nicht lebensfähig! Es bedarf einer ununterbrochenen dynamischen Schwankung, die jedoch innerhalb der physiologischen Grenzen, d. h. in einer vorab definierten Sinusoide liegen muss, deren Grenzlinien die Garantie für das gesunde Leben darstellen. Es geht um eine dynamische Beziehung, einen ständigen Gegensatz - nach dem die eine Komponente den Höhepunkt erreicht hat, tritt sofort die andere an, Zunahme der einen führt zum Rückgang der anderen, wie z. B. Wechsel von Tag und Nacht. Das Gleichgewicht ist so eingestellt, dass der Wendepunkt nicht überschritten werden kann (selbst nach dem kältesten Winter kommt wieder der Frühling...). Damit alles normal funktioniert, ist das richtige Kräfteverhältnis einzuhalten, denn nur wenn beide Prinzipien im Gleichgewicht sind, ist der Mensch gesund. Lässt die Aktivität vom YIN nach - hört auch die Versorgung mit Nährstoffen auf, lässt die Aktivität vom YANG nach - wird auch das Gleichgewicht im Verhältnis zu der Außenwelt gestört.

 

Anwendung vom YIN und YANG in der Medizin:

Jeder physiologische Prozess und jedes Symptom lässt sich aus der Sicht der YIN und YANG-Theorie analysieren. Im Endeffekt ist auch jede Behandlung das Ergebnis einer der folgenden 4 Strategien:

  • Verstärkung vom YANG - beim schwachen YANG XU, wenn YIN in Norm ist (z. B. beim Rückgang vom YANG, wenn Kältegefühl und Schüttelfrost auftreten - d. h. . Leerezustand XU und Kältezustand HAN.
  • Verstärkung vom YIN - beim schwachen YIN XU, wenn YANG in Norm ist (z. B. bei Frauen im Klimakterium, wenn das Nieren-YIN abnimmt und Symptome der sog. Pseudohitze auftreten - d. h. Leerezustand XU und Hitzezustand RE).
  • Senkung vom übermäßigen YANG - beim übermäßigen YANG SHI (z. B. bei Feuchtigkeit und Hitze in der Leber GAN SHI RE führt zu Hypertonie - d. h. Füllezustand SHI und Hitzezustand RE).
  • Senkung vom übermäßigen YIN - beim übermäßigen YIN SHI (z. B. bei übermäßiger Kälte in der Milz PI HAN SHI, bei der das YANG verbraucht wird - d. h. Fülle- zustand SHI und Kältezustand HAN).

In der Praxis muss man zwischen der Fülle SHI und der Leere XU sowie zwischen der Kälte HAN und der Hitze RE unterscheiden. Von dieser Unterscheidung leitet sich auch die Behandlung ab - der Leerezustand XU muss tonifiziert (verstärkt) werden, während der Füllezustand SHI sediert (beruhigt) werden muss.

YANG YIN
immateriell materiell
produziert Energie produziert Form, Art
Zeugung Wachstum
Tag Nacht
Mann Frau
Überschuss Mangel
Hyperfunktion Hypofunktion
nicht nahrhaft nahrhaft
Energie Masse
Expansion Kontraktion
Steigen Sinken
oben unten
Feuer Wasser
oberflächlich tief
Funktion Struktur
Kopf Körper
Rücken Bauch
Aktivität Passivität
Mobilität Starre
links rechts
Muskelfülle Zerbrechlichkeit
Haut, Muskeln Organe
Oberkörper (oberhalb des Bauchnabels) untere Körperhälfte (unterhalb des Bauchnabels)
QI Blut und Körperflüssigkeiten
schützende QI ernährende QI
Hitze Kälte
Unruhe Ruhe
Trockenheit Feuchtigkeit
Härte Weichheit
Gereiztheit Hemmung
Schnelligkeit Langsamkeit
Änderung Ruhe
Wandlung Stabilität
akute Krankheit chronische Krankheit
schneller Beginn langsamer Beginn
schnelle pathologische Änderungen langsame pathologische Änderungen
Schlaflosigkeit Schlafsucht
schläft ohne Schlafanzug schläft gut zugedeckt
liegt ausgestreckt liegt zusammengekauert
heißer Körper und Gliedmaßen kalter Körper und Gliedmaßen
rotes Gesicht blasses Gesicht
Lust auf kalte Getränke Lust auf warme Getränke
starke Stimme, Redseligkeit schwache Stimme, Wortkargheit
tiefe und laute Atmung flache und leise Atmung
Durst kein Durst
kleine Mengen an dunklem Urin große Mengen an hellem Urin
Verstopfung dünner Stuhlgang
Zunge: rot mit gelbem Belag Zunge: blass
Puls: voll Puls: leer

 

Konstitution YIN: (d. h. Mangel an YANG XU)

gesenkte Temperatur, kalte Hände und Füsse, Kältegefühl am Rücken, Angst vor Kälte, wärmeliebend
blasser, matter, bläulicher bis gelber Taint
passive, langsame Psyche, Gleichgültigkeit und Starre
Temperament - introvertiert, Geheimtuer
Schlaf - erhöhter Bedarf
Große Mengen an hellem bis wässrigem Urin, längeres, häufiges Urinieren, besonders in der Nacht (das häufige Aufstehen in der Nacht deutet auf YANG-Insuffizienz)
Ödeme, zurückhalten von Urin, beschwerliches Urinieren, Nachtropfen von Harn
Müdigkeit, Lendenschwäche und schwache Knie, chronische Kreuzschmerzen
starkes und spontanes Schwitzen am Tag, kalter Schweiß
Sexualität:
Beim Mann flüssiges und kaltes Sperma bis zur Sterilität und Impotenz, schwache Erektion, Ejaculatio praecox (im Schlaf oder bei Begierde - spontane Pollution im Schlaf ist keine Folge vom Überschuss)
Frauen leiden unter weißen dünnen Ausflüssen, Kältegefühl im Gebärmutterbereich, Probleme schwanger zu werden, Bauchschmerzen, Bauchgrimmen unter dem Bauchnabel bis zu Krämpfen, Rückgang der Libido, kein Orgasmus, verspätete Menstruation

Die Insuffizienz vom YANG führt zum Rückgang vom QI XU und daher zu Kraftabnahme und Müdigkeit.

Therapie: Verstärkung vom YANG - z. B. durch:

Wonne inmitten der Nacht (Code 172)

Geheimnis des goldenen Schreins (Code 171)
Tibetisches Kleinod Cordyceps (Code 198)
Festigkeit des Palastpfeilers (Code 201)



Konstitution YANG: (d. h. Mangel an YIN XU)

erhöhte Aktivität, Palpitation, erhöhte Temperatur, höherer Blutdruck
Die Temperatur ist erhöht, der Organismus warm, leichtes Fieber (ausschließlich am Nachmittag und am Abend), Hitzewallungen, lokalisierte Hitzegefühle (die sog. Hitze in 5 Herzen - an Handflächen, Fußsohlen und auf der Brust)
Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Hörstörungen und Hörverlust, Füllegefühl im Kopf. (evtl. starkes) Schwitzen, ausschließlich in der Nacht.
Unruhiger, oberflächlicher, kurzer Schlaf mit vorzeitigem Erwachen
schnelle Dehydrierung, zuerst trockene, reizbare Kehle, stärkeres Durstgefühl, aber keine Lust auf Wasser, eher nur auf Befeuchtung der Lippen, trinkt wenig, aber oft, versucht das Gefühl der Trockenheit loszuwerden
Lendenschmerzen (eher schneidende) und Schmerzen in den Fersen
Psyche: Angstgefühle, Stress, innere Anspannung, Gereiztheit, gleichzeitig geistige Müdigkeit, Gedächtnisverlust oder schwaches Erinnerungsvermögen
lockere Zähne, Neigung zur Paradentose
Sexualität:
Mann - verminderte Spermaproduktion, schlechte Spermaqualität, nächtliche Pollutionen infolge von Erektion und erotischer Träume
Frau - trockene Scheide bis zur vollständiger Sterilität

Therapie: Stärkung vom YIN - z. B. durch:

Glanz des Nephritschmucks (Code 182)

Frische der frühabendlichen Pagode (Code 185)
Besänftigung der Glocken von Ming (Code 184)
Pfiff eines Silberpfeifchens (Code 131)
Elixier des himmlischen Kaisers (Code 121)
Entwirren des verwickelten Knäuels (Code 068)



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