patièka

Allergien aus der Sicht der traditionellen chinesischen Medizin

Schnupfen aus der Sicht der TCM und Roms

Während eines Spaziergangs durch Rom
trug ich einen Schnupfen davon.

Nach einer Plänkelei mit einem Römer von Angesicht zu Angesicht,
erlosch das Leben – der Schnupfen jedoch nicht!

Es gilt ganz ohne Witz und Reim, 
und nicht nur in der Ewigen Stadt:
der Schupfen kann ewig sein... Amen.

P.S. Mit Reimen ist eben nicht zu spaßen.
Und wer es nicht glaubt, der sollte nach Rom – mit oder ohne Schnupfen – hupfen...!

In der sog. zivilisierten Welt steigt in jüngster Zeit rapid die Anzahl jener Menschen, bei denen in irgendeiner Weise allergische Beschwerden auftreten. Eine der häufigsten Beschwerden ist dann die allergische Rhinopathie, die durch die angeschwollene oder ödematöse Nasenschleimhaut, durch den reichen wässrigen Ausfluss aus der Nase, durch den Juckreiz in der Nase und durch das Niesen zum Ausdruck kommt, manchmal können auch die Augen betroffen werden, die rötlich sind und prickeln, ab und zu kommen auch asthmatische Beschwerden hinzu.

Wenn das Auslösungsmoment der Pollen ist, spricht man von allergischer Saisonrhinopathie (sog. Pollenschnupfen), wenn es Milben, Schimmel, Fell, Kälte, Zigarettenrauch, Smog, Parfüme, Klimaanlage u. ä. sind, spricht man von ganzjähriger allergischer Rhinopathie. In beiden Fällen  kommen die obigen Äußerungen innerhalb von 15 Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen vor. Dank dem Ödem der Nasenschleimhaut kommt es zur beschränkten Drainage („Verstopfung“) der Nebennasenhöhlen, was häufig zu ihrer Entzündung und zur sekundären Infektion (sog. Sinusitis) führt, die auf den Verlust des Geruchssinnes und des Geschmacks hinauslaufen kann. Die westliche Behandlung der allergischen Rhinopathie besteht in der Verabreichung der Antihistaminika (Medikamente, die nicht nur das Ausscheiden des Histamins aus den Zellen dämpfen, sondern ihre Nebenwirkungen sind auch Dämpfungswirkungen auf das Nervensystem, Schwindel, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Nervosität und Verdauungsbeschwerden) und in der Verabreichung der Kortikoide (ihre Nebenwirkungen müssen nicht detailliert beschrieben werden).

Eitriger Schnupfen kommt im Unterschied zum allergischen Schnupfen durch die entzündlich angeschwollene Nasenschleimhaut mit dickem, gelbem, klebrigem, eitrigem, riechendem Ausfluss aus der Nase, durch die verstopfte Nase, durch Kopfschmerzen und durch Niesen – also durch alle Symptome der Sinusitis – zum Ausdruck. Er ist durch den Angriff des kühlen Windes auf die Lungen verursacht, der nicht genügend und ordentlich (laut TCM) ausgeschieden wird und der sich nach einer bestimmten Zeit in Hitze verwandelt, die die Lungenenergie Qi blockiert und die deren Abstieg verhindert, was alles den Ausfluss aus der Nase verursacht. Die Bahn der Gallenblase bringt unter  normalen Umständen die Hitze in den Kopf (für die Tätigkeit des Gehirns), deshalb kommt nachfolgend auch der entzündliche gelbe eitrige Ausfluss vor. Die Therapie besteht dann am häufigsten im Ausscheiden des Windes aus den Lungen und in der Abkühlung der Hitze in der Gallenblase – z.B. Auflösen einer Drachenhöhle (007) + Geburt des Phönix (009) oder Schatten des Brokatvorhangs (012) u. ä. Es ist ebenfalls notwendig, auch die Nahrung anzupassen und jene Gerichte zu beschränken, die die Feuchte und die Hitze in den Körper bringen, vor allem dann fette, gebratene, gegrillte, gewürzte Gerichte, Kuhmilch und Milchprodukte und Süßigkeiten. Im Gegenteil ist es geeignet, die frischen und abkühlenden und den Wind ausscheidenden Gerichte in den Speiseplan einzuordnen, wie z.B. Bohnen, Hirse, Gurken, Wegwarte, Spinat, Bananen, Erdbeeren, u. Ä.

 

Ursachen der Entstehung der allergischen Rhinopathie laut TCM

Die allergische Rhinopathie ist durch die übermäßige (unangemessene) Reaktion des Immunsystems auf ein bestimmtes Allergen verursacht, führt die westliche Medizin an. Vom chinesischen Standpunkt handelt es sich, ähnlich wie beim Asthma, um den Mangel des Schutzsystems in der Bahn der Nieren und der Lungen gemeinsam mit der Ablagerung des chronischen Windes in der Nase. Der Mangel der Bahn der Nieren und Lungen ist laut TCM entweder durch die schon geschwächte angeborene Konstitution (durch die ungenügende Essenz der Nieren der Eltern), oder durch die Probleme in der Schwangerschaft (riskante Schwangerschaften, Rauchen, Alkohol, Emotionsschocks,  Infektionen), durch die vorzeitige oder hervorgerufene Geburt, durch die Impfung der Kinder verursacht. Dank diesen Faktoren, die zur Schwächung der Essenz führen, können die Nieren ihre Funktion des „Energieladers“, der sog. Batterie, nicht erfüllen, die ihre das Leben spendende Kraft nach oben in die Lungen sendet und die zugleich die Energie von den Lungen zurück nach unten abzieht („ansaugt“), damit sie so die Energieverhältnisse im Organismus gleichmäßig ausgleicht. Die Lungen bekommen also nicht die „richtige Energie QI“ aus den Nieren (die Nieren kommunizieren nicht mit den Lungen), es kommt zum „Überdruck“ der Energie Qi in den Lungen, was zur Folge hat:

  1. Ansammlung und Stagnierung der Energie  Qi in den Lungen mit deren Gegenfluss in Richtung nach oben in die Nase, die dann eine unadäquate (allergische) Reaktion nach dem Prinzip des Schnellkochtopfs verursacht („das Wasser geht nicht den Weg des Wassers“, sondern es fließt in Form des wässrigen Ausflusses aus der Nase über).
  2. Abschwächung der Oberflächenabwehrenergie Qi, die auf der Haut und auf den Schleimhäuten wirkt, wo sie einen bestimmten Oberflächenpanzer bildet, der den Angriffen des Außenwindes widersteht. Diese Energie wird von den Lungen produziert, die in unserem Falle geschwächt sind, also diese Schicht ist dann weitaus durchlässiger und ermöglicht den einfachen Angriff und die Ansiedlung des schädlichen Windes im Organismus, besonders dann im Gebiet der Nase (allergischer Schnupfen) oder im Gebiet der Lungen (Asthma).
  3. Abschwächung der Nierenabwehrenergie Qi – auch wenn es sich um die Verletzung der Bahn der Nieren handelt, finden wir hier vom Standpunkt der TCM keine ähnlichen Symptome, die für die Schwächung der Nieren typisch sind, wie Schwindel, Schmerzen in der Lendengegend, die Schwäche der unteren Extremitäten, Ohrensause, Nachtschwitzen u. Ä. Es ist nur ein Aspekt der Nierenfunktion, die nur und einzig mit der Abwehrenergie der Nierenenergie Qi verbunden ist (ähnlich wie die Lungen und deren Abwehrfunktion).

Zusammengefasst und unterstrichen – die allergische Rhinopathie entsteht durch das wiederholte Eindringen des schädlichen Außenwindes in den Bereich der Nase, der nachfolgend nicht ordentlich und genügend ausgeschieden wird, oder durch den primären Mangel des Nieren- und Lungenabwehrsystems, das den Eintritt und die Ansiedelung des Windes im Organismus ermöglicht, oder am häufigsten durch die Kombination beider insgesamt.

Die allergische Rhinopathie beginnt meistens in der Kindheit, aber sie kann auch im Erwachsenenalter vorkommen, was mit dem natürlichen Abgang der Nierenenergie Qi oder mit deren Schwächung im Zusammenhang mit dem Eintritt der sexuellen Aktivität zusammenhängt. Vor allem bei den Männern nach dem 40. Lebensjahr bedeutet deren Vorkommen einen ernsthaften Abgang der Nierenessenz. Ebenfalls bei Menschen im Alter über 50 Jahre (sowie auch bei den Menschen, die die Süßigkeiten, Milch und Milchprodukte übermäßig konsumieren) kann die Situation überdies noch durch die geschwächte Milz komplizierter werden, die dann viel Schleim produziert, der nachfolgend auch die Nebenhöhlen blockiert, also der Patient weist dann zugleich nicht nur die Symptome des allergischen Schnupfens, sondern auch der Höhlenentzündung aus.

 

Behandlung der allergischen Rhinopathie laut TCM

Bei der Behandlung ist es nötig zu unterscheiden, ob es sich um den Saison-(Pollen-)Schnupfen oder um den ganzjährigen Schnupfen handelt, sowie auch, ob es sich bei dem Saisonschnupfen um das akute Stadium (Frühling, Sommer) oder um das Ruhestadium (Herbst, Winter) handelt. Allgemein besteht dann die Behandlung immer im Ausscheiden des Außenwinds und in der Stärkung der Lungen und der Nierenessenz. Die Nierenessenz kann entweder Yin oder Yang sein. Ob der Mensch den Charakter Yin oder Yang hat, kann jeder durch den einfachen Test Yin/Yang feststellen. Danach wird dann auch die weitere Therapie abgewickelt.

 

Saisonbedingter (Heu)schnupfen

Akutes Stadium (Frühling, Sommer) – in diesem Zeitraum konzentriert sich die Behandlung hauptsächlich auf das Ausscheiden des schädlichen Außenwindes aus dem Nasen-, Augen- und Lungenbereich. Es wird immer der Getränk des Silbernen Winds (Code 844) und Winkel des Eremiten Chang (Code 114) verwendet, der 8 chinesische Kräuter beinhaltet, welche den schädlichen Wind von der Oberfläche lösen. Beim Nasenbefall wird dann das Auflösen einer Drachenhöhle (007) zugegeben, welches gezielt den Wind vom Nasenbereich löst. Sind hingegen mehr die Augen als die Nase betroffen, dann eignet sich das Kräutergemisch Zerbrechlichkeit des gerollten Blattes (003), welches den heißen Wind aus dem Augenbereich nimmt. Bei asthmatischen Beschwerden, durch welche dieser Heuschnupfen begleitet werden kann, ist es günstig, Befeuchtung der ausgedorrten Steppe (Code 033) hinzuzufügen, welche zur Abwechslung den lauen trockenen Wind aus den Lungen nimmt, oder Echo des Himalaya-Donners (Code 032) beim Befall des kalten Winds in Bezug auf die Wärme der Lungen. Die Dosierung entwickelt sich generell vom Maße des Betreffens, d.h. nach dem obligaten Grundsatz „Auf ein großes Loch ein großer Flicken“, was in unserem Fall akuter Symptome sicherlich mehr als eine kleine Kräutermenge bedeutet … z.B. beim klassischen akuten Heuschnupfen mit Nasenbefall sind je 2 Stunden Winkel des Eremiten Chang und Auflösen einer Drachenhöhle in der Dosis von 4 - 8 Tabletten von beiden gleichzeitig, bis zum Rückgang der Beschwerden oder bis zur Stabilisierung des Zustands einzunehmen, weiter wird dann die Dosis von 3x2-4 Tabletten von beiden Produkten täglich während der Saison eingenommen. Es ist auch wichtig, in dieser Phase der Erkrankung den Organismus durch die Ernährung zu unterstützen. In diesem Zeitraum werden insbesondere Süßigkeiten, Kuhmilch und Milchprodukte nicht empfohlen, empfohlen werden hingegen Lebensmittel wie Soja, Hirse, Pfefferminze (es ist gut, Tee aus frischen Minzeblättchen zu trinken), Liebstöckel, Kümmel, Anis, Koriander, Schnittlauch, Acker-Schachtelhalm, und ferner nur für Exotikliebhaber – Chrysanthemenblüten, Magnolienblüten, Maulbeerbaumblätter, Klettensamen, Röhren-Zwiebel, Mutterwurz, Sumach, Tamariske, Bärenklaublätter, usw. – alle diese Lebensmittel scheiden den schädlichen Oberflächenwind aus dem Organismus aus.

Zwischenzeit (Herbst, Winter) – in diesem Zeitraum wird die Therapie von der Festlegung des Konstitutionstyps Yin oder Yang (siehe o.g. Test) abgeleitet. Fast universell geeignet, als Vorbeugung gegen Allergien, ist die Einnahme des Kräutergemisches Windbrecher aus Ebenholz (153). Bei Yin Mangel wird dann Behändigkeit des Wiesenskorpions (186) zugefügt, welche das Yin von den Nieren, vom Magen und den Lungen stärkt und in China als Acht unsterbliche Kräuter für ein langes Leben bezeichnet wird. Bei Yang Mangel dann Tibetisches Kleinod Cordyceps (Code 198), welches Yang und Nierenessenz mächtig stärkt. Die Dosierung ist 3x2 Tabletten täglich von beiden gleichzeitig, und dies 3-5 Monate vor der Saison. Empfohlene und nicht empfohlene Lebensmittel nach dem Yin- oder Yang-Typ finden Sie auch beim Ergebnis des Yin/Yang-Tests.

 

Ganzjährige allergische Rhinopathie

Diese Behandlung ist gleich wie die vorherige bei der Zwischenperiode, sie beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Herbst und den Winter, sondern sie wird das ganze Jahr über behandelt. Bei der Einhaltung der Lebensweise und bei der Einnahme der chinesischen Kräuter ist auch die Allergie beherrschbar, auch wenn der Mensch gegen alles Mögliche allergisch sein kann (am meisten sind die Menschen gegen sich selbst allergisch...).

„Der Arzt ist wie das Dach, das Sie vor dem Regen, jedoch nicht vor dem Blitz schützt“ – chinesisches Sprichwort.

Mehr Informationen über die traditionelle chinesische Medizin erfahren Sie im Buch Auf der Welle der chinesischen Medizin (2002) und Von der Quelle der chinesischen Medizin (2007).

Im Zweifelsfalle bei der Wahl der Kräutermischung versuchen Sie den Test Gute Zunge.

Dr. med. Petr Hoffmann