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ZERBRECHLICHKEIT DES GEROLLTEN BLATTES (Code 003) – Lu Gen

Zerbrechlichkeit des gerollten Blattesweitere InformationenEs war einmal ein kleines Dörfchen im Süden Chinas. Es war so klein, dass ein zufälliger Passant nur einen Laden mit Arzneimitteln aller Art und darin den Inhaber finden würde, der die Preise unangemessen in die Höhe trieb. Eines Tages hatte das Kind einer armen Familie so hohes Fieber, dass man  Reisfladen auf seiner Stirn hätte backen können. Die Mutter ging daher zum örtlichen Apotheker mit der Bitte um Rat. Dieser wusste selbstverständlich sofort, was das arme Kind braucht und holte aus dem hinteren Schrank ein Antilopenhorn hervor, das das garantierte Allheilmittel sein sollte. Der Preis versetzte die Mutter jedoch in Ohnmacht, und der Wind blies schärfer durch ihre löchrige Tasche. Als sie um einen Nachlass seines nicht konfuzianischen Preises bat, lehnte er ab.

Die verzweifelte Mutter kam daher mit leeren Armen nach Hause und ihr durch die Krankheit schwer geprüftes Kind brannte jetzt lichterloh, sodass selbst die Reisfladen anbrennen würden. Später an diesem Tag klopfte ein zerlumpter Bettler mit der Bitte um ein wenig Reis an ihre vermoderte Tür.
„Wir sind eine arme Familie, und das da ist unsere letzte Reißschüssel, die ich in der Speisekammer aufgefegt habe“, sagte ihm mitleidsvoll die betrübte Frau, als sie ihm mit Tränen in den Augen ihre letzten bescheidenen Vorräte gab.

„Was ist denn los, meine Liebe? Warum weinen Sie?“ fragte mitleidsvoll der Bettler. Die Mutter erzählte ihm alles über ihr Kind und sie erwähnte auch den unerschwinglichen Preis des Antilopenhorns.
„Sie brauchen kein Horn der armen Antilope oder ähnliche vorgebliche Arzneimittel“, sagte ihr der plötzlich aufstrahlende Bettler gutherzig. „Das Kraut, das ihr Kind tatsächlich braucht, wächst doch reichlich unweit des Teichs.“
Die Mutter befolgte den Rat des Bettlers gleich, sammelte so viel Heilkraut, wie sie nur tragen konnte, und verabreichte die gekochten Kräuter ihrem Kind. Das Fieber verschwand noch schneller, als es das arme Kind vorher überfallen hatte, und das Kind wurde schnell wieder gesund und sprang freudig über Pfützen. Dieses Heilkraut wurde seit dieser Zeit Lu Gen, d. h. „vom Fieber befreiender Schilfwurzelstock“ genannt.

 


 

Aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin, kühlt Lu Gen (Rhizoma Phragmatis Communis) die Hitze ab und fördert die Entstehung von Flüssigkeiten. Es kühlt die Hitze in den Lungen, im Magen und in der Harnblase ab, vermindert Hautausschlag bei fiebrigen Erkrankungen. Dieses Kraut ist beispielsweise Bestandteil der Kräutermischung Zerbrechlichkeit des zusammengerollten Blättchens (Code 003).

Aus der Sicht der modernen Medizin, wirkt das Kraut günstig auf akute fieberige Erkrankungen (sowohl Virosen als auch Bronchitis oder Lungenentzündungen), es wirkt auch als Antibiotikum gegen Beta-hämolysierende Streptokokken.

Nähere Informationen über die traditionelle chinesische Medizin entnehmen Sie den Büchern Auf der Welle der chinesischen Medizin (2002) a Von der Quelle der chinesischen Medizin (2007).

MUDr. Petr Hoffmann