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ERNEUERUNG DER VERBRANNTEN ERDE (Code 015) - Wu Zhu Yu

Erneuerung der verbrannten Erdeweitere InformationenIn den Zeiten, die der Wind schon längst ins Vergessen geweht hat, war einmal ein kleines, armes, von Gott und der Welt vergessenes Königreich namens Wu im Reich der Mitte, das eher vegetierte als lebte oder eher. Zu seinem noch größten Leidwesen wurde es jedoch nicht ganz vergessen, da es jedes Jahr dem reichen und expansiven Nachbarreich Chu einen fetten Tribut abzuführen hatte. Unter Androhung, dass die mächtigen Chu Truppen das kleine Grenzgebirge überschreiten und dem gesamten Wu „Königsgebiet“ eine Schlappe beibringen würden, mussten alle Bewohner des bis auf die Knochen verelendeten Königreichs – die Königsfamilie nicht ausgenommen – von früh bis spät in den Abend schuften und am Hungertuch nagen, um das gewünschte jährliche und wirklich königliche Schutzgeld zu bezahlen.

Als das Jahr wieder zu Ende, ging und nach dem Abklingen der letzten Fröste als auch die hartnäckigsten Schneeflocken zerschmolzen, kam wieder die Zeit, zu der sich die Karawane dürrer Pferde, beladen mit dem Ertrag der ganzjährigen Arbeit der Wu Bewohner zu ihrem bösen und mächtigen Nachbarn begab, um hier ihre „überflüssige Last“ loszuwerden. Als sie dann nach mehreren Komplikationen und unzähligen Plagen am prunkvollen Chu Hof eintrafen, übergab der Anführer dieser traurigen Karawane dem König des Chu Reichs auch den nach seinen Worten größten Schatz, den das Land geben konnte –  „das Kraut des Königreichs Wu“. Beim Herrscher des Chu Reichs löste das Geschenk auf den ersten Blick jedoch ausgesprochene Abneigung aus, und er lehnte das frische, im Frühjahr gepflückte Kraut mit Ekel ab.

„Wie könnt euch nur unterstehen, so etwas wie ein Nationalkraut in eurem armen Taugenichts-Königreich zu haben? Steckt euch solchen Dreck an euren löchrigen Hut und zeigt euch hier damit nie mehr“, stieß der König verärgert aus.

Der Anführer der Wu Expedition wurde rot bis zu den Haarwurzeln seiner etwas grau gewordenen Haare, erhob jedoch stolz den Kopf und befahl die Rückkehr zu ihren dürren Pferden, die inzwischen ihre „überflüssigen Last“ prompt losgeworden waren. Bevor sich die Tür hinter der abreisenden Schutzgeldkarawane endgültig schloss, holte sie aber der Chu Königsarzt ein und überzeugte sie, ihm zumindest einen Teil der mitgebrachten Vorräte ihres Nationalkrauts zu schenken. Der Arzt Zhu pflanzte die Samen heimlich, damit das „Wu Königskraut “ schon im nächsten Jahr zum Nutzen des Königreichs Chu gedieh.

Und es war wieder Vorfrühling, die Kräuter wuchsen, die Bären wachten mit langen und gedehntem Gähnen in ihren Höhlen auf, die Sonnenstrahlen hatten wieder genug Wärme und der Tau hatte genug Feuchte in Reserve. Der einzige, der jedoch litt und schmachtete, war der berühmte König des Chu Reichs, der unerträgliche Schmerzen hatte. Er ließ daher seinen Hofarzt Zhu rufen, der sein Leid lindern sollte. Der erfahrene Arzt wusste nach einer flüchtigen Untersuchung auch gleich, was zu tun ist, und gab dem Herrscher einen starken Extrakt des „Wu Königskrauts“ zu trinken. Noch bevor der König den letzten Schluck dieses wirksamsten aller Heilextrakte ausgetrunken hatte, fühlte er plötzlich eine Linderung des stechenden Schmerzes, und noch bevor er die ersten Worte des Dankes sagen konnte, fühlte er sich schon unglaublich leicht, kräftig und buchstäblich gesund. Nach dieser plötzlichen Veränderung fragte der König nach dem Namen und dem Ursprung des Krauts, das ihn so meisterhaft aus diesem miesen Schlamassel gerettet hatte. Was für eine Überraschung als er hörte, dass es sich gerade um das von ihm abgelehnte und verachtete „Wu Nationalkraut“ handelte. Das führte zu einem Sinneswandel des Herrschers des Chu Reichs und er beschloss, das nächste Mal möglichst viele Vorräte dieses Zaubermedikaments vom Wu Königreich zu übernehmen. Vielleicht würde er auch die zu entrichtende „jährliche Schutz- und Freundschaftsgebühr“ etwas senken...

Seit dieser Zeit wird daher das Kraut aufgrund seines Ursprungs, zum Andenken an den vorausschauenden Arzt und aufgrund der vielen Wirkungen seiner Früchte paradiesisches „Wu-Zhu Obst“ genannt. Der Name sowie die einzigartige medizinische Anwendung sind bis zum heutigen Tag erhalten geblieben, da nicht einmal der Zahn der Zeit sich wagt, an diesen wertvollen Eigenschaften zu nagen oder sie anderen wegzunehmen.

 


 

In der traditionellen chinesischen Medizin erwärmt Wu zhu yu (Fructus Evodia Rutaecarpae) die mittlere Feuerstätte, zerstreut die Kälte, deblockiert die Leber, lindert Schmerzen, stellt stürmisches Qi zurück, stillt das Erbrechen, erwärmt die Milz, stoppt den Durchfall, scheidet Kälte und Feuchte aus und zieht das Feuer nach unten. Dieses Kraut ist beispielsweise Bestandteil der Kräutermischung Erneuerung der verbrannten Erde (Code 015).

In der modernen Medizin wird es als Analgetikum, Antibiotikum, bei der Behandlung von Hypotonie, des gereizten Grimmdarms und von Ekzemen angewandt.

Nähere Informationen über die traditionelle chinesische Medizin entnehmen Sie den Büchern Auf der Welle der chinesischen Medizin (2002) a Von der Quelle der chinesischen Medizin (2007).

MUDr. Petr Hoffmann