patièka

ARMREIF DER ACHT PERLEN (Code 191) - Dang Gui

Armreif der acht Perlenweitere Informationen

Es lebte einmal Li-Hua. Ihr Name bedeutet zwar „Perlenblume“, ihr Leben ähnelte jedoch eher dem der Disteln und Dornen.

Bei DONNER, erschrak sie derart, dass alles Blut aus ihren Wangen wich.
Der WIND machte sie zornig.
Den REGEN konnte sie nicht ausstehen.
Vor der SONNE versteckte sie sich.
Vor den BERGEN hatte sie Angst.
Das WASSER verabscheute sie.
Der HIMMEL bereitete ihr Schrecken.
Wie konnte sie nur Ruhe auf der ERDE finden?

Ihr Ehemann Chao liebte sie sehr und war noch betrübter als sie. Er konnte es nicht ertragen, wie sie vor seinen Augen verkümmerte. Die Wangen seiner Frau wurden Tag für Tag blasser. Das Essen schmeckte ihr nicht mehr. Ihr Atem wurde kürzer und die Stimme schwächer. Die Gliedmaßen waren schlaff. Schon beim Aufstehen litt sie an Schwindel.
Kein Arzt konnte ihr helfen. Medikamente konnten ihren Zustand nur verschlimmern. Der trostlose Ehemann hoffte, dass wenigsten schöne Dinge sie für ein paar Augenblicke glücklich machen und aufmuntern könnten. Sie hatten nie Geld übrig, trotzdem kaufte er seiner Frau Schmuck, Armbänder und Halsketten. Im immer ärmer werdenden Haushalt wirkte Li-Hua jedoch nur wie eine verkümmernde Lilie.
Als sich das Grauen in ihrem schweißgebadeten Gesicht wie in einem Spiegel spiegelte, öffnete sich eines Tages die Tür und ein alter Mann betrat das Zimmer ohne anzuklopfen. Chao wollte ihn schon anherrschen. Aber die besänftigende Stimme des Unbekannten sagte:

Der DONNER bewegt die Dinge.
Der WIND zerstreut sie.
Der REGEN bewässert sie.
Die SONNE trocknet sie.
Die BERGE halten sie.
Das WASSER lässt sie fließen.
Der HIMMEL herrscht über sie.
Die ERDE verbirgt sie.

Die Worte trafen Li-Hua wie ein Blitz vom heiteren Himmel. Chao verstand es nicht, er war jedoch sehr froh, zu sehen, wie die Farben des Lebens das Antlitz seiner Frau erneuerten. Der Unbekannte ging inzwischen zum Herd und begann, verschiedene Kräuter in ihren letzten Topf zu schütten.
„Jetzt kennt ihr den natürlichen Gang der Dinge. Die Perlen des Lebens, das sind DONNER und WIND, REGEN und SONNE, BERGE und WASSER. Alles hat seinen Platz zwischen HIMMEL und ERDE. Lasst die Ordnung in euch hinein“. Nach diesen donnernden Worten blinzelte er sie gutmütig an und ergänzte schon wieder besänftigend: „Li-Hua, trink bitte dieses Kräutergetränk, damit das neue Leben besser in deinem Körper strömen kann. Heute, morgen und in den nächsten Tagen und höre nicht auf.“
Li-Hua begriff, dass das Problem nicht die sie umgebenden Dinge oder Personen waren, sondern sich in ihr selbst befand. Und nach dieser Feststellung wurde sie wieder hübsch, sodass ihr Mann seinen Blick nicht von ihr abwenden konnte, nicht aufgrund des glänzenden Schmucks, sondern wegen ihr selbst, nicht vor Schreck, sondern ihr zuliebe.
Der alte Kräuterheiler blieb eine gewisse Zeit in ihrem Haushalt, und Li-Hua wurde von Tag zu Tag kräftiger, heiterer und strotzte vor wiedergefundener Gesundheit.
Als sich das glückliche Paar von dem Heiler verabschiedete, beschenkten sie ihn dankbar mit allem Schmuck, den Li-Hua früher trug. Der Kräuterheiler nahm das große Geschenk aus dem bescheidenen Haushalt an. Beim Fortgehen drückte er Li-Hua zusammen mit den Heilkräutern auch eine kleine Dose in die Hand.
Als er verschwunden war, öffnete sie es neugierig. Auf dem goldenen Armband, das früher um ihr abgemagertes Handgelenk schaukelte, glänzten jetzt acht wunderschöne Perlen. Li-Hua legte das Armband der acht Perlen dankbar an ihr linkes Handgelenk nie wieder ab. Sie konnte daher nicht die Worte nicht lesen, die auf der Innenseite der Perlen eingraviert waren:

HIMMEL und ERDE bestimmen die Richtung.
Die BERG- und SEE-Kräfte hängen zusammen.
DONNER und WIND regen sich gegenseitig an.
WASSER und FEUER können einander nicht besiegen.

Li-Hua brauchte jedoch diese Aufschrift nicht zu kennen – da sie die natürliche Ordnung der Sachen schon selbst lebte. Und genauso Chao. Und sie hatten ein gutes Leben.

 


 

Aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin kühlt Dang Gui (Angelicae sinensis) die Hitze im Blut ab, kühlt die Hitze im Herzen ab und ernährt Yin. Dieses Kraut ist beispielsweise Bestandteil der Kräutermischung Armreif der acht Perlen (Code 191).

In der modernen Medizin wird es bei Anämie und unregelmäßiger Uterusblutung genutzt.

Nähere Informationen über die traditionelle chinesische Medizin entnehmen Sie den Büchern Auf der Welle der chinesischen Medizin (2002) und Von der Quelle der chinesischen Medizin (2007).

MUDr. Petr Hoffmann